Kennt Ihr ein perfektes Paar? Ein Paar, dessen Beziehung unumstößlich richtig zu sein scheint, das selbst optisch keinen Zweifel daran lässt, dass das Universum genau diese Paar zusammengefügt hat?
Ich glaube, die meisten haben so einen Couple Crush. Dabei müssen wir das Paar gar nicht persönlich kennen. Social Media Kanäle – besonders Instagram – liefern uns unendlich viele Einblicke in das Leben anderer und ihre Beziehung. Klar, sie zeigen nur einen kurzen Ausschnitt, stellen unter Umständen nicht einmal die Wirklichkeit dar – immerhin könnten selbst zwei vollkommen Fremde uns per Foto die große Liebe vorgaukeln. Dennoch bieten diese Paare Stoff zum Träumen, Inspiration für das eigene Leben. Und sie verbreiten Hoffnung. Darauf, dass es die perfekte Beziehung, die ganz große, ewige Liebe tatsächlich gibt. Sie lassen uns glauben, dass jeder von uns den einen finden kann. Das ist reine Projektion, ich weiß, und dennoch sind wir erschrocken, ja vielleicht sogar erschüttert, wenn eines dieser Paare sich trennt. Warum sonst hätte die Trennung von Brangelina so ein Medienecho auslösen sollen? Als die beiden ein Paar wurden, war niemand besonders überrascht, nicht nachdem sie Mr. und Mrs. Smith waren, nicht nachdem wir gesehen haben, dass diese beiden von der Genlotterie regelrecht füreinander geschaffen und vom Schicksal endlich zusammengeworfen worden sind. Sechs Kinder sind eine Verpflichtung, eine lebenslange Verbindung, die man nicht einfach so, unüberlegt eingeht, zumindest hoffe ich das. Die Trennung war für viele ein Schock. Scheidungen sind nichts Neues und begegnen uns im Alltag und in den Medien andauernd. Dennoch treffen uns manche dieser Nachrichten härter als andere. Weil das Paar so perfekt schien. Weil sie es schaffen müssen, damit wir es schaffen. Wie sonst soll unsere Beziehung eine Chance haben, wenn selbst die beiden, die so offensichtlich füreinander gemacht sind, scheitern?
Einige werden jetzt den Kopf schütteln und sagen: Du kennst die beiden doch gar nicht, vielleicht hat es hinter den Kulissen schon lange gebrodelt, vielleicht war dort nie alles in Ordnung und die beiden nicht einen Augenblick füreinander bestimmt. Das weiß ich natürlich, aber darum geht es beim Couple Crush auch nicht. Es geht um die Vorstellung, um unsere Wünsche, darum, was das Paar für uns symbolisiert. Dafür muss es auch gar nicht echt sein. Edward und Bella, Christian und Ana, Elizabeth Bennet und Marc Darcy sind genau deshalb unsterblich – und erfolgreich – weil sie ihre Fans zum Träumen bringen von einer Beziehung, die ewig hält, einer Liebe, die endlos ist und nicht im Alltag ertrinkt. Diese Paare lassen uns glauben, dass die Ewigkeit nicht in den Sternen steht, sondern möglich ist. Das wir Hand in Hand durch das Leben gehen und jedes Hindernis überwinden können. Und alle, die immer noch zweifeln, sollten sich in ihrer eigenen Realität einmal umsehen. Wenn sie dort nirgends ein Paar sehen, das so wunderbar gemeinsam tickt, das sich alle wünschen, Teil von so etwas Besonderem zu sein, möchte ich das kaum glauben. Eltern, die Großeltern, Freunde? Ich gebe zu, angesichts der Scheidungsrate wird es schwieriger, solche Paare im echten Leben zu finden, aber es gibt sie. Vielleicht sind sie jedoch so selten geworden, dass es einfacher ist, für weiter entfernte Pärchen zu schwärmen. Eben weil wir dort die Makel nicht so genau sehen. Und vielleicht sind genau deshalb Paare aus Liebesromanen und Filmen der optimale Couple Crush, weil sie sich niemals Trennen, weil sie auf Ewig glücklich bleiben. Weil sie ihr Happy Ever After bekommen, glücklich leben, bis ans Ende ihrer Tage und jeden Tag danach.