Ich weiß nicht mehr, wann und wo ich ihn gelesen oder vielleicht sogar gehört haben, aber dieser Ratschlag ist der beste Beziehungstipp, den ich kenne:
Vermeide immer und nie!
Klingt komisch, ich weiß. Einige werden jetzt sogar den Kopf schütteln und denken: Wie bescheuert. Was soll das für ein Beziehungstipp sein? Aber lasst Euch gesagt sein, er ist Gold wert. Viel mehr als der Ratschlag, nie im Streit schlafen zu gehen und viele andere Tipps, die seit Menschengedenken durch Foren und Paartherapien geistern. Im besten Fall seid Ihr nämlich schon vor Beginn Eurer Lieblingsserie fertig mit dem Streiten und könnt gemeinsam einen gemütlichen Abend verbringen. Um zu verstehen, warum der Ratschlag nicht besser sein könnte, ist ein bisschen Wortklauberei nötig. Was machen die Worte immer und nie, wenn sie dem Gegenüber im Streit ins Gesicht geschleudert werden? Sie entheben das Thema der aktuellen Situation, verallgemeinern es und dehnen den Streitpunkt auf die gesamte Beziehung aus. Plötzlich steht nicht mehr das Hier und Jetzt zur Debatte, sondern alles. Aus “Warum hast Du am Wochenende keine Zeit für mich?” wird “Du hast nie Zeit für mich!” oder “Du bist immer ohne mich unterwegs!”. Aus “Du hast vergessen, Deine Schuhe wegzuräumen.” wird “Nie räumst Du Deine Schuhe weg. Immer lässt Du alles rumliegen.” Der Unterschied wird schon beim Lesen deutlich, oder? Während sich für das eigentliche Problem eine Lösung oder ein Kompromiss finden lassen würde, drängen die Immer-Nie-Anschuldigungen, den Beschuldigten in die Defensive. Er kann nicht einlenken, sondern sieht sich gezwungen, sein gesamtes Tun oder seinen Charakter zu verteidigen. Und was liegt zur Verteidigung näher als Angriff? Gekontert wird mit Sätzen wie
Du bist nie zufrieden.
“Du hast immer etwas zu meckern.” oder “Immer bin ich an allem Schuld. Du versuchst nie meinen Standpunkt zu verstehen.” Ihr erkennt das Muster. Der Streitpunkt ist vollkommen egal, die Beispiele lassen sich im Grunde auf jedes Thema übertragen. Mit Sicherheit findet Ihr alle in Eurer Erinnerung eine Debatte, die in Immer-Nie-Anschuldigungen geendet ist und vielleicht sogar ganz ähnlich geklungen hat wie meine Beispielsätze. Seid ehrlich!
Versteht mich nicht falsch, ich weiß, bei Dauerbrennern ist es fast unmöglich, die Immer-Nie-Karte stecken zu lassen, aber einen Versuch ist es wert. Denn ein aktuelles Problem lässt sich nun einmal viel schneller bereinigen als ein groß aufgeblasener Ballon an Problemen, der am Ende platzt und Euch mit dem kompletten Drama Eurer Beziehung überschüttet. Dann doch lieber ein Problem nach dem anderen angehen und es lösen, wenn es erscheint, oder? Jeden Streit ausfechten, wenn er aufs Tapet kommt und nicht sofort ausspucken, was ihr immer schon loswerden wolltet. Versucht es! Ich kann Euch versprechen, der Tipp wirkt Wunder. Nicht immer, aber oft. Ständig, andauernd, jedes Mal und niemals sind übrigens keine Alternative – aber das ist klar, oder?
Und keine Sorge, Ihr braucht immer und nie natürlich nicht komplett aus Eurem Wortschatz zu streichen.
Ich liebe dich für immer und ewig
oder
Ich möchte nie erfahren, wie mein Leben ohne Dich ist.
sind durchaus erlaubt.
Welcher ist Euer ultimativer Beziehungstipp?