Kennt Ihr auch eines von den Happy go Lucky Paaren, die immer gut gelaunt und glücklich sind, nie streiten und von ihren Abenteuern erzählen, indem sie gegenseitig ihre Sätze vervollständigen? Diesen Paaren macht selbst das Wetter keinen Strich durch ihre Ausflugspläne und wenn es doch einmal regnet haben sie garantiert die passende Kleidung dabei. Sie essen Avocadotoast oder glutenfrei, sind digitale Nomaden oder jeder erfolgreich im seinem Job, sie sehen modisch aus oder zumindest cool, ohne sich anzustrengen. Sie wirken wie einem Liebesroman entsprungen und ihr Leben scheint nicht nur instagramperfekt, sondern einfach perfekt. Ich weiß, wir sollen nicht glauben, dass Social Media Kanäle die Realität widerspiegeln. Sie zeigen nur einen kleinen Ausblick. Wer postet schon Bilder vom Krankenlager während der Magen-Darm-Grippe oder von den verheulten Augen nach einem großen Streit? Niemand. Aber diese Happy go Lucky Paare gibt es auch im echten Leben. Sie sind so süß, dass wir Zahnschmerzen bekommen, strahlen, dass wir eine Sonnenbrille brauchen und sind vielleicht sogar ein bisschen anstrengend, weil sie so verliebt sind.
Ich meine, wie sollen wir mit unserem normalen Leben, der Beziehung, die auch mal schlechte Zeiten hat und alles andere als täglich eitler Sonnenschein ist, da mithalten? Kein Wunder, dass wir die überglücklichen Paare, die Power Paare nicht nur bewundern und manchmal ein wenig beneiden, nein, wir können sie auch ein ganz kleines bisschen nicht leiden. Sie führen uns vor Augen, was wir nicht haben oder mindestens, was schief bei uns läuft. Sie schweben seelenruhig auf Wolke Sieben, während wir uns an Wolke vier festkrallen. Das ist ungerecht, weil wir uns bemühen und den Herzmenschen lieben und trotzdem haben es andere einfacher, leichter, fröhlicher. Ich gebe zu, ich ertappe mich gelegentlich bei diesem Gedanken, wenn ich die Happy go lucky Paare auf Instagram sehe (ja, ja, ich weiß, nur ein kleiner Ausschnitte und so) und ich schaue mir diese Bilder dennoch gerne an. Ich finde es schön, zu sehen, dass Liebe funktioniert, dass sie andauert und offenbar echt ist. Warum den Glücklichen ihr Glück missgönnen? Davon wird mein Glück nicht größer. Mein Leben ist nicht instagramperfekt und schon gar nicht rundum perfekt. Aber vielleicht ist das auch gut so. Ich meine nicht, dass Katastrophen, Krankheiten und der ganze andre Mist toll sind, weil sie den Charakter bilden. Das ist Unsinn. Aber ein Streit muss meiner Beziehung nicht schaden, wenn er die Luft reinigt und uns näher zusammenbringt. Nicht ewiges Gezeter mit Immer und Nie, sondern eine Diskussion, die das gemeinsame Leben in eine gute Richtung lenkt. Wir müssen nicht immer einer Meinung sein, um glücklich zu sein. Ich habe unlängst gelesen, dass perfekte Partner weder gleich noch gegensätzlich sind. Sie ergänzen sich, füllen die Schwächen des anderen mit ihren Stärken. Mir gefällt der Gedanke, dass in einer Krise zumindest einer von uns die nötigen Fähigkeiten oder Kräfte mobilisieren kann, um uns wieder in sichere Gewässer zu befördern. Natürlich wäre es besser, wenn wir erst gar nicht in Seenot gerieten, aber so ist das Leben nun mal nicht, es braucht eine Portion Drama, scheint mir, um zufrieden zu sein.
Was aber machen die Happy go lucky Paare, wenn das Leben ihnen einen Eisberg in den Weg wirft? Segeln sie gekonnt vorbei oder schauen sie sich fassungslos in die Augen und wissen nicht weiter, weil sie noch nie auf die Probe gestellt worden sind? Ich weiß es nicht, aber wage zu behaupten, dass nicht alle dieser Paare krisenresistent sind. Wie auch, so ganz ohne Erfahrung und Probelauf. Vielleicht trennen sie sich, vielleicht lernen sie schnell und werden zu einem ganz normalen Paar mit normalen Problemen, vielleicht kehren sie nach ein bisschen Drama aber auch zurück in den Happy go lucky Modus und haben zukünftig eine weitere Geschichte, die sie erzählen können, indem sie gegenseitig ihre Sätze vervollständigen.
Wir anderen, Normalsterblichen, bewundern sie weiter aus der Ferne und fragen uns, ob wirklich alles Gold ist, was glänzt. Nur eines sollten wir auf keinen Fall tun: Uns den Druck auferlegen, in die Liga der immer glücklichen aufsteigen zu wollen, verzweifelt nach Wolke sieben zu angeln und am Ende riskieren, den Halt zu verlieren und unsanft auf dem Boden der Tatsachen zu landen.