Haare, Make-up, Liebe

Masken

 

Haare, Make-up, Liebe

Ihr kennt das: Wir tragen alle Masken. Die Tochter, Mutter, Bruder, Sohn Maske in der Familie, die professionelle Maske im Job, die Spaßvogelmaske bei Freunden oder aber die der Stimme der Vernunft. Woher die Masken kommen, wie wir in die jeweilige Rolle gefallen sind, wissen wir meist gar nicht mehr. Ich habe meinen ersten professionellen Job mit 21 begonnen und bin dort geblieben, bis ich mich selbstständig gemacht habe. Das Küken war ich auch noch an meinem letzten Arbeitstag, obwohl ich längst nicht mehr die Jüngste war und schon lange eine Menge Verantwortung getragen habe. Ich muss zugeben, das lag auch ein wenig an mir, weil ich die mir aufgesetzte Maske nie abgestreift habe. Ob ich damit erfolgreich gewesen wäre, steht auf einem anderen Blatt. Noch fester sind die Rollen wohl innerhalb der Familie eingefahren. Meine Großmutter bespricht bis heute wichtige mich betreffende Dinge im Nachhinein noch einmal mit meiner Mutter, die wiederum in Augen ihrer Mutter selbstverständlich auch immer noch Kind ist. Das ist natürlich und auch nicht weiter schlimm.

Die Frage, die sich bei all den Masken jedoch stellt, ist, wer wir eigentlich wirklich sind. Ungeschminkt und ganz ohne Kostüm oder Rolle. Das herauszufinden, ist oft schwieriger als es sein sollte. Unsere Masken sitzen oft so fest, sind übereinander gestapelt und miteinander verwoben, dass wir gelegentlich selbst nicht darunter schauen können. Gesund ist dieser Zustand nicht und außerdem ein riesiges Problem, wenn wir auf der Suche nach einer Beziehung sind oder jemanden kennenlernen, der Potential für die ganz große Liebe hat. Dann müssen wir die Masken nach und nach abstreifen, um diesem Menschen unser wahres Ich zu zeigen. Denn wenn er für immer bleiben soll, müssen wir ganz wir selbst sein können und dürfen. Niemand kann 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche eine andere Person sein oder auch nur Teile von sich zurückhalten, um einem Image  zu entsprechen, das von unseren Mitmenschen gefordert wird.

Wenn wir mit unserem Herzmenschen eine Chance auf Glück haben wollen, müssen wir ehrlich sein, uns zeigen mit allem, was wir haben. Das heißt nicht, dass wir gleich beim ersten oder zweiten Treffen unsere tiefsten Geheimnisse offenbaren müssen, aber es bedeutet, dass wir nicht zu viel verstecken, keine Rolle spielen, nicht zu sehr gefallen wollen dürfen. Andernfalls verliebt sich unser Gegenüber eventuell in eine Person, die wir gar nicht sind und deren Erscheinung wir auf Dauer nur mit Mühe aufrecht erhalten können. Das sind nicht die besten Voraussetzungen für eine glückliche Beziehung und schon gar nicht für ein glückliches Leben. Im Gegenzug bekommen wir für das Fallenlassen unserer Masken im besten Fall einen Partner in Crime, der all unsere Geheimnisse kennt oder zumindest die meisten. Der das Gute, das Schlechte und das Hässliche von uns weiß und uns trotzdem liebt, an unserer Seite durchs Leben geht, als hätte er keine Wahl, hoffentlich selbst ungeschminkt, aber erhobenen Hauptes. Und ehrlich gesagt, kann ich mir nichts Besseres vorstellen.