Manchmal brauchen wir einen Neustart, müssen Altes aus einem neuen Blickwinkel ansehen, um zu erkennen, was gut ist und was uns nicht länger nützlich ist. Obwohl jeder Tag der erste Tag eines neuen, anderen Lebens sein kann, eignet sich kaum ein Tag besser als der 1. Januar dafür. Warum? Weil wir an keinem anderen Tag genau 365 Tage eines Jahres Zeit haben, unser Vorhaben, unsere Vorsätze umzusetzen. Einige werden jetzt vielleicht sagen: „Vorsätze, die an Silvester gemacht werden, halten ohnehin nicht.“ Und ihr habt natürlich recht. Nicht umsonst sind die Fitnessstudios im Januar überfüllt und schon im Februar wieder zu normalem Betrieb zurückgekehrt. Vorsätze einzuhalten, ist keine leichte Sache. Wir brauchen den Willen, die Disziplin und die Energie durchzuhalten. Aber vor allen Dingen benötigen wir die Einsicht, dass etwas falsch läuft, dass der Zustand, so wie er ist, uns nicht gut tut, uns stresst, auslaugt, krank macht oder einfach nicht glücklich. Wer sich vornimmt, mit dem Meditieren anzufangen, weil das jetzt alle machen und die beste Freundin sagt, dass Meditieren großartig ist (ist es und Ihr solltet es unbedingt ausprobieren), wird nur in den seltensten Fällen durchhalten, vielleicht überhaupt nur weil er durch Zufall erkennt, dass Meditieren wirklich großartig ist. Gleiches gilt für den Vorsatz, gesund zu essen, mehr Sport zu machen, mit dem Rauchen aufzuhören oder mehr Zeit in die Beziehung zu investieren. Wenn wir uns nicht schlecht fühlen und eigentlich mit Figur und Kondition ganz zufrieden sind, auch wenn beides ein wenig besser sein könnte, reicht die Ermahnung, dass gesunde Ernährung und Beweglichkeit im Alter wichtig sind, kaum aus, um gerade jetzt unser Leben zu ändern.
Und wenn wir einmal im Kreislauf von Arbeit, Freizeit, zwei Wochen Urlaub und wieder Arbeit gefangen sind, fällt es schwer, das Muster aufzubrechen, den Alltag durchzulüften und frischen Wind in unser Leben und vielleicht auch in unsere Beziehung zu bringen. Meist sehen wir nicht einmal, dass wir neu anfangen müssen, bevor es zu spät ist. Bevor der Trott, falsche Freunde, ein zermürbender Arbeitsplatz oder ständiger Streit mit dem Menschen an unserer Seite uns zu viel Energie rauben. Das Wichtigste an einem Vorsatz ist, einzusehen, dass etwas falsch läuft. Für diese Erkenntnis müssen wir hinsehen, unser Leben und unserer Wünsche von allen Seiten betrachten. Unterscheiden, was gut und richtig für uns ist und was uns unglücklich macht. Das muss nicht immer etwas Großes, etwas Lebensentscheidendes sein wie ein neuer Job oder eine Trennung. Auch ganz kleine Dinge können uns neue Luft zum Atmen bescheren. Endlich den Kleiderschrank ausmisten und im nächsten Jahr weniger kaufen, einmal die Woche einen Spaziergang machen, um im wörtlichen Sinn Atem zu schöpfen, die lästigen Anfragen in einer App, die uns schon lange unangenehm sind, blockieren, auf Entfreunden klicken, egal ob wir die Person im realen Leben kennen oder nicht, weil wir die Nachrichten in der Timeline einfach nicht mehr sehen wollen, eine Date Night einmal im Monat oder sogar jede Woche, um Zeit mit unserem Herzmenschen zu verbringen.
Ein Neuanfang muss nicht immer groß, laut und turbulent sein. Nein, wir brauchen nicht einmal anderen von unseren Plänen zu erzählen, solange wir davon überzeugt sind, zu tun, was richtig für uns ist. Und ja, jeder Tag ist perfekt dafür neu anzufangen, durchzustarten mit dem, was uns wichtig ist, und aufzugeben, was uns zurückhält. Warum also nicht gleich heute damit beginnen?