Einsam zu sein, ist nicht das Gleiche, wie allein zu sein. Zumindest nicht immer. Wir können einsam sein mitten unter Menschen, zwischen Freunden und Familie, in unserer Beziehung. Manchmal sind wir alles andere als allein und dennoch einsamer denn je. Weil niemand uns hört, niemand uns sieht, niemand fühlt, was wir fühlen.
Einsamkeit ist erdrückend und macht bodenlos traurig. Wir sind nicht dazu geboren einsam zu sein, wir sind soziale Wesen, Rudeltiere sozusagen. Deshalb spüren wir umso deutlicher, wenn wir nicht Teil einer Gemeinschaft sind, sei es, weil wir tatsächlich allein sind oder weil wir einfach nicht so richtig passen, in die Gruppe von Mensch, die uns umgibt. Laienpsychologen werden jetzt sagen: “Du bist einsam? Ändere es. Geh raus, triff Leute und finde neue Freunde.” Klingt einfach, oder? Ist es aber nicht immer, besonders dann nicht, wenn in unser Leben bereits voll mit Menschen ist und wir trotzdem einsam sind. Das ist nicht unsere Schuld und auch nicht die der anderen. Vielleicht passen wir einfach nicht zusammen oder wir haben viel zu lange an etwas festgehalten, das eigentlich längst fort ist. Wenn wir uns in unserer Beziehung einsam fühlen, weil dort, wo wohlig warme Erfüllung sein sollte, Leere ist, wird es eventuell Zeit, die Reißleine zu ziehen. Natürlich gibt es immer wieder Momente, in denen das Leben seinen Tribut fordert und wir nicht unendlich viel Energie oder Muße haben, um uns um unsere Beziehung zu kümmern. In diesen Augenblicken müssen wir darauf vertrauen, dass unsere Liebe sich selbst trägt, zumindest solange, bis wir ihr wieder unsere volle Aufmerksamkeit schenken können. Aber dieser Zeitraum darf nicht andauern, die Beziehung an sich nicht zur Nebensache werden. Wer mich kennt, weiß, dass ich der Überzeugung bin, eine Beziehung darf keine Arbeit machen, das heißt jedoch nicht, dass sie keiner Fürsorge bedarf. Im Gegenteil, sie will gepflegt werden, mit Zuneigung gefüttert. Sonst wird unser Gegenüber einsam und wir selbst irgendwann auch. Spätestens wenn der Stress nachlässt und die Verpflichtungen weniger werden, merken wir, dass wir längst allein sind, obwohl wir zu zwei sind. Dass wir einsam sind, obwohl wir unser Leben teilen. Und das ist beinahe trauriger als die Einsamkeit an sich. Denn sind wir einmal an diesem Punkt angelangt, ist es schwer, das Ruder herumzureißen und zurück in stete Gewässer zu navigieren, aus zwei einzelnen wieder eine kleine Gang zu machen. Und das klappt sowieso nur, wenn beide es wollen. Wenn einer bereits aufgegeben hat, längst die innere Kündigung für die Beziehung eingereicht hat, ist es leider zu spät und die Einsamkeit ein fatales Symptom. Rettung wahrscheinlich ausgeschlossen.
Aber Ihr wisst, ich glaube an die große Liebe, an Seelenverwandte, an Herzmenschen und deshalb plädiere ich dafür, nicht aufzugeben, zuzuhören, den Menschen an Euer Seite zu sehen, seine Bedürfnisse und auch ob er einsam ist. Und anders herum, müssen wir uns gelegentlich Gehör verschaffen, damit unser Gegenüber merkt, dass wir uns einsam fühlen, übersehen, ungeliebt. Denn nicht immer kann unser Herzmensch unsere Gefühle erahnen, selbst wenn er unser Seelenverwandter ist.