Eifelturm, Turteltauben, Verlieben, Frühling

Frühlingsgefühle

Eifelturm, Turteltauben, Verlieben, Frühling

Wer mich kennt, weiß, dass ich den Ratschlägen vieler Frauenmagazine zum Thema Liebe oft nicht zustimme. Gestern sah ich die Schlagzeile

Der Frühling kommt und damit die beste Zeit sich zu Verlieben.

Ja, genau. Offenbar verliebt Ihr Euch am besten im Frühling. Wie genau, erklärte der Artikel nicht. Einfach raus auf die Straße rennen, in den Park oder in den Supermarkt, wie alle anderen Singles und sich verlieben? Ich habe keine Ahnung, wie das gehen soll. Klar, die steigenden Temperaturen und das mehr an Sonnenstunden heben die Laune und vielleicht steigt dadurch die Flirtbereitschaft, aber sich auf Kommando zu verlieben, erscheint mir doch etwas zu weit hergeholt. Wer auf der Suche ist, wird kaum bis zum Frühling warten, um den Lieblingsmenschen fürs Leben zu finden und wer nicht sucht, wird sich nicht auf eine Beziehung einlassen, weil die Sonne scheint und die Temperaturen über 15 Grad steigen.

Wer sich jetzt verliebt, hat einen großartigen Sommer zu zweit mit jeder Menge Spaß und guter Laune vor sich

erklärt die Redaktion des Magazin. Richtig. Wer sich jetzt schon mit den passenden Kleidungstücken für den Hochsommer eindeckt, steht sich im Juli und August nicht ratlos vor dem Kleiderschrank. Oder? Nur ist es leider so, dass Liebe keine Transaktion ist und auch kein Geschäft. Wir können uns nicht verlieben, weil wir es wollen und schon gar nicht jemand anderen dazu bewegen, weil Frühling ist. Frühlingsgefühle hin oder her – laut Wissenschaft sind sie ohnehin eine Erfindung der Medien und nur in unseren Breiten sowie in Nordamerika bekannt – die Liebe hat ihre eigenen Regeln und überrascht uns oft, wenn wir sie am wenigsten erwarten. Das klingt klischeehaft und ja, ich gebe zu, ein wenig nach Frauenmagazin, dennoch steckt ein Funken Wahrheit in der Aussage. Oft im Leben klappen Dingen gerade dann nicht, wenn wir krampfhaft versuchen, sie zum Funktionieren zu bringen. Erst wenn wir einen Schritt zurücktreten, uns entspannen und das Gesamtbild anschauen, haben wir den Kopf und den Blick frei für Wichtiges, für das, was vor uns liegt. Das ist kein Karma oder Schicksal und keine mysteriöse Regel des Universums, sondern das Leben. Wenn wir verkrampft und mit Scheuklappen vor den Augen der einen Sache hinterherrennen, sehen wir nicht, was rechts und links von uns passiert und übersehen unter Umständen, dass dort das wahre Leben stattfindet.

Und überhaupt, wer hat eigentlich festgelegt, dass der Sommer nur dann gut wird, wenn wir ihn verliebt, zu zweit verbringen? Das erste Eis des Jahres schmeckt auch ohne Partner und den ersten Sonnenbrand auf der Nasenspitze können wir uns auch hervorragend beim Lesen im Park holen, oder? Ich bin kein Single, aber mich nervt die Unterstellung, dass ich einen Partner brauche, um das Leben zu genießen und genauso, die Aufforderung mich zu verlieben, damit mein Sommer nicht ins Wasser fällt. Das erweckt den Eindruck, es sei besser, irgendeinen zu nehmen, statt den richtigen Menschen, besser den falschen als allein zu sein. Klingt komisch, oder? Ist es auch.

Versteht mich nicht falsch, wenn Ihr Euch gerade verliebt, bin ich absolut dafür. Frühling oder nicht. Aber wenn der Traummann weit und breit nicht zu sehen ist, plagt euch nicht mit einer Notlösung durch den Sommer, denn das macht garantiert keinen Spaß.