Kennt Ihr das? Ihr habt einen spannenden Artikel gelesen und wenn Ihr ihn noch einmal lesen wollte, findet Ihr ihn trotz aller Mühe nicht. So ging es mir diese Woche. Ich las einen Artikel darüber, wie Forscher anhand von einer Verhaltensweise, zielsicher die Scheidungswahrscheinlichkeit von Paaren ermitteln können. Ich weiß, solche Studien gibt es ständig und immer behaupten Wissenschaftler, die eine magische Formel für eine glückliche Beziehung gefunden zu haben. Meist glaube ich diesen Behauptungen nicht, aber diese eine These finde ich interessant – und sie will auch gar nicht den Maßstab für das Glück in einer Beziehung ermitteln, sondern eben die Trennungswahrscheinlichkeit – und deshalb erzähle ich Euch heute davon. Besagte Wissenschaftler fanden heraus, dass Paare, die nicht die den Blick heben – vom Smartphone, Buch, Fernseher – wenn der jeweils andere sie anspricht, eine Trennungswahrscheinlichkeit von 67% haben. Das ist ein ziemlich hoher Prozentsatz für eine einfach Handlung, finde ich, und doch steckt so viel mehr dahinter. Respekt, Aufmerksamkeit und Zuneigung. Schaut Ihr von Eurem spannenden Krimi auf, wenn Euer Lieblingsmensch fragt ‚Hast Du das gesehen?’ und auf den Fernseher zeigt? Oder grummelt Ihr ‚Nein, ich lese’, ohne ihn eines Blickes zu würdigen?
Genau das ist der Knackpunkt. Wie wichtig kann ein Krimi sein, wenn unser Herzmensch unsere Aufmerksamkeit fordert? Sollten wir ihm nicht den Respekt zollen, zumindest aufzuschauen und sein Anliegen ernst nehmen? Ich denke schon. Viel schlimmer noch, als zu grummeln, ist übrigens, die Frage oder den Kommentar komplett zu ignorieren. Es sollte selbstredend sein, dass es nicht gut für eine Beziehung ist, wenn wir den Partner ausblenden. Klar, es gibt Situationen, da können wir uns nicht um jemand anderen kümmern oder das hundertste witzige Video anschauen, weil wir gestresst sind oder uns konzentrieren müssen, aber darum geht es hierbei nicht. Es geht um den Alltag, die Selbstverständlichkeit, uns unserem Herzmenschen zuzuneigen, wenn er unsere Aufmerksamkeit braucht oder einfach nur möchte.
Ich persönlich kann es deshalb nicht leiden, wenn mein Herzmensch vor sich hin murmelt, während er etwas tut. Ich schaue jedes Mal auf, nur um festzustellen, dass er nicht mit mir gesprochen hat und auch keinen Input von mir sucht. Das lenkt mich dann völlig unnötigerweise von meinem Buch – kein Krimi, die sind zu gruselig – ab. Aber so ist es nun einmal, er murmelt und ich schaue auf, weil ich ihn nicht ignorieren möchte. So einfach ist das und war es schon, bevor ich von der Studie gelesen habe. Ich glaube, das dieses Verhalten natürlich ist, wenn wir die Gegenwart eines Menschen schätzen und an dem, was er zu sagen hat, interessiert sind. Warum sonst sollten wir ihn an unserer Seite wollen? Und seien wir mal ehrlich, es ist ein ganz schön mieses Gefühl, jemanden anzusprechen, auch wenn wir nur eine Kleinigkeit loswerden wollen, und von dieser Person ignoriert oder abgewiesen zu werden, oder? Nicht immer ist das boshaft gemeint, aber schön ist es trotzdem nicht. Vielleicht wäre es deshalb eine gute Idee, wenn wir alle selbst zukünftig darauf achten, den Blick zu heben, wenn wir angesprochen werden, egal ob von unserem Herzmenschen, den Eltern, Kindern oder Freunden.