Geschichten von der Liebe sind so alt wie die Menschheit und die Liebe selbst
heißt es. Leider werden sie heute nicht mehr erzählt. Klar, ich schreibe Liebesromane wie viele meiner Kollegen, ich erzähle also streng genommen von der Liebe. Es gibt Liebesfilme, die uns von herzzerreißenden Erlebnissen wunderschöner Paare berichten. Aber was ist mit dem wahren Leben? Wann habt Ihr zuletzt eine Geschichte über die Liebe gehört? Ich wette, das ist lange her. Stattdessen heißt es: “Hast Du gehört? Klaus und Martha lassen sich scheiden. War doch abzusehen, die haben nie richtig zusammengepasst.” Oder: “Der Micheal hat schon wieder eine Neue. Mal sehen, wie lange es diesmal hält.” Oder: “Die Michelle ist immer noch allein. Ob die noch einmal einen Mann findet? Ach was? Die sucht eine Frau. Na dann wird das sowieso nichts.”
Geschichten über die Liebe, über das Kennenlernen, das Für immer vielleicht? Fehlanzeige. Niemand spricht mehr darüber, wie glücklich Paare aussehen, wie toll sie zusammen passen oder noch viel wichtiger wie sehr man sich für die Verliebten freut. Bei Prominenten, da gibt es das vielleicht noch oder beim persönlichen Couple Crush. Als Brangelina zusammenfanden, haben nicht wenige vermutet, das Universum hat zusammengefügt, was zusammen gehört. Die Scheidung steht auf einem anderen Blatt, da wird plötzlich von aufgeblasenen Egos gesprochen und von Langeweile, die eben auch vor Promis nicht halt macht. Die Liebe ist weg und ich behaupte, einige waren erleichtert. Wenn die beiden es nicht schaffen, ist es nicht schlimm, wenn wir im echten Leben scheitern. Ich finde das schade und ein bisschen traurig. Ihr könnt jetzt sagen: So ist das Leben halt. Nicht nur im Bereich Beziehung und Liebe. Niemand gönnt dem anderen mehr etwas, die Neider sind in der Überzahl. Das kann sein, aber gehört zur Liebe nicht Selbstlosigkeit und ist es nicht so, dass die Liebe anderer meinem eigenen Leben nichts anhaben kann? Warum also gönnen so wenige ihren Nachbarn, Bekannte, Prominenten, ja sogar Freunden ihr Glück?
Einige (hoffentlich viele) werden jetzt protestieren und sagen: Natürlich gönne ich jedem sein Happy Ever After, das Glück für die Ewigkeit und jeden Tag danach. Wenn das so ist, dann erzählt doch anderen von Eurer Liebe oder fragt nach einer schönen Geschichte, nach dem Kennenlernen, nach dem Zauber des Momentes, nach der Liebe auf den ersten Blick. Stellt nicht die Fragen, die jeder stellt und niemand beantworten möchte. Fragt nach den interessanten, den echten Liebesgeschichten. Dann sind wir nicht mehr nur auf Liebesromane angewiesen, um die Magie zu spüren. Ich bin sicher, Eure Geschichten sind mindestens genauso gut wie die der Romanhelden, ganz ohne Millionäre oder Spitzensportler. Vielleicht habt ihr ja Euren ganz persönlichen Bad Boy mit harter Schale und weichem Kern – von einer Leserin weiß ich das sogar genau. Auch wenn der Spruch etwas abgedroschen ist, bringt er die Sache auf den Punkt:
Die schönsten Geschichten schreibt das Leben selbst
und genau deshalb sind die Geschichten von der Liebe so alt wie die Menschheit. Und wir sollten uns häufiger darauf besinnen, die guten, die hoffnungsvollen zu erzählen. Sie handeln von Liebe auf den ersten Blick unter widrigsten Umständen auf Partys oder am Ballermann, von Piraten ohne Schiff, aber mit großem Herzen, von Bad Boys und Nerds, Prinzessinnen und starken Frauen, von ungewöhnlichen Paare, die dennoch für immer bleiben.
Das wäre ein Sieg für die wahre Liebe, oder?