Alle, die Liebesromane mögen oder gerne Liebesfilme schauen, kennen die Story. Der Protagonist – seltener auch die Protagonistin – wollen sich nicht verlieben. Sie bieten eine unverbindliche Beziehung an, aus der niemals etwas Größeres werden kann. Ihr wisst, wie es weiter geht, oder? Gegen seinen Willen oder ohne dass er es bemerkt, verliebt der Protagonist sich, weil … ja warum eigentlich? Weil sie so überzeugend ist, weil sie sein Trauma, das bisher niemand auch nur antasten durfte, löst oder weil sie einfach die Eine ist. Die Richtige, die Seelenverwandte.
Ehrlich, ich mag diese Storyline nicht besonders. Ich kann noch nicht einmal genau sagen, warum. Vielleicht stört mich die Hoffnung, die sie schürt. Ein wenig erinnert das Szenario an den Geliebten, der verspricht, seine Frau zu verlassen, es aber nie tut. Hier gibt es kein Versprechen, im Gegenteil, die Regeln sind klar, aber nur wenn beide bereit sind, sich nicht zu verlieben. Glaubt einer von beiden daran, dass er nur attraktiv genug, fürsorglich genug sein muss, dass er ausreichend lieben muss für zwei und dass dann am Ende alles gut wird und der Widerwillige nicht anders kann, als sich ebenfalls unsterblich zu verlieben, ist Herzschmerz vorprogrammiert. Das klingt wahrscheinlich ungewohnt pessimistisch für mich, aber ich kann Euch sagen, diese Art von Liebesgeschichte gibt es nur zwischen zwei Buchdeckeln oder auf der großen Leinwand. Im echten Leben entsteht Gewohnheit, sogar Vertrautheit, aber das ist nicht das Gleiche wie Liebe, nicht annähernd. Aber Gewohnheit ist keine unerhebliche Kraft. Sie kann sogar dazu führen, dass wir uns arrangieren, mit einem Zustand, den wir eigentlich gar nicht wollen oder mögen, den wir aber zu einem bestimmten Zeitpunkt unseres Lebens hinnehmen, weil beispielsweise von uns erwartet wird, dass wir erwachsen werden, uns niederlassen oder heiraten. Da kann es auch schon mal die ursprünglich unverbindliche Beziehung treffen. Das ist keine Liebe. Das ist ein Arrangement, bis sich etwas Besseres findet. Ich spreche hier nicht von Menschen, die sich nicht verlieben möchten, weil Angst haben, sich zu öffnen oder verletzt wurden, diese Menschen verlieben sich durchaus manchmal, wenn sie ausreichend Vertrauen haben und sich sicher in der Beziehung fühlen. Ich meine diejenigen aus den Bücher, die Bad Boys, die Spaß wollen und keine Beziehung, die irgendwann einmal heiraten wollen, aber nicht heute und vielleicht nie. Darauf zu hoffen, dass diese Typen sich verlieben, sich urplötzlich ein Leben ohne die Frau an ihrer Seite nicht mehr vorstellen können, ist eben ein bisschen wie das Warten darauf, von der heimlichen Geliebten zur Ehefrau zu avancieren.
Einige werden jetzt den Kopf schütteln und sagen: Das passiert, das habe ich erlebt oder Freunde von mir. Natürlich gibt es Ausnahmen, die gibt es immer. Ich jedoch glaube eher an die Liebe auf den ersten Blick, als daran, dass sich jemand gegen seinen Willen verliebt. Aber Ihr dürft mich gerne eines Besseren belehren.