Facebook, Instagram und Co. machen auch vor der Liebe nicht Halt. Das gemeinsame Foto vom letzten Sommerurlaub, ein Herzchen für das Selfie des Liebsten, der Beziehungsstatus öffentlich geteilt. Warum auch nicht? Wir sind verliebt, lieben uns und wollen unser Glück mit unseren Freunden, der Familie und sogar vollkommen Fremden teilen, es hinausschreien in die Welt.
Doch was passiert, wenn die Liebe verschwindet?
Promi xy hat seine Ex entfolgt, geblockt und alle Fotos gelöscht, lesen wir im Boulevardblatt. Ein sicheres Zeichen dafür, dass die beiden sich getrennt haben. Wollten sie das öffentlich vollziehen? Ich weiß es nicht. Doch welche andere Möglichkeit bleibt ihnen schon? Früher haben wir die Fotos der gescheiterten Beziehung in einen Karton gepackt, den wir in der hintersten Ecke des Schrankes oder auf dem Speicher verstaut haben. Aus den Augen aus dem Sinn. Wem das nicht reichte, der konnte Fotos und Erinnerungsstücke theatralisch im Garten verbrennen. Eine rituelle Reinigung sozusagen. Dazu brauchten wir keine Zeugen und wenn doch lag die Entscheidung, wer dem Scheitern unserer Beziehung beiwohnen durfte, bei uns. Heute? Heute sind Fotos digital, verbrennen ausgeschlossen, genauso wie in einer Box verstauen. Wir können die Bilder löschen, den Beziehungsstatus ändern, aber nicht unbemerkt, auch nicht für den Moment. Wer seinen Status zu Single ändert wird von wohlgemeinten Nachrichten überschüttet, mit Beleidsbekundungen und nicht zuletzt mit neugierigen Nachfragen unter dem Deckmantel der Sorge. Aber auch wenn das Interesse abflaut, das Internet vergisst nie. Es bleiben die Fotos, die Google auch nach Jahren noch findet, diejenigen, die der Ex nicht aus seinen Social Media Profilen löscht und vielleicht auch das eine oder andere eigene, von dem wir uns nicht trennen können. Vielleicht weil wir der Liebe nachtrauern, eventuell aber auch weil es das einzige Bild von unserem Skiwochenende in der Schweiz ist und wir zumindest einen Beweis dafür, dass wir dort gewesen sind, behalten wollen. Überhaupt, ist es nicht komisch, einen ganzen Teil seines Lebens löschen zu müssen, weil er vorbei ist? Den Schuhkarton auf dem Dachboden holen wir zwar nicht unbedingt wöchentlich hervor, um in Erinnerungen zu schwelgen und den Tränenfluss neu anzufachen, aber er ist da, wenn wir ihn benötigen, wenn wir nach langer Zeit noch einmal, frei von Schmerz und in nostalgischer Stimmung, hineinschauen wollen in eine Phase unseres Lebens die beendet, aber eben nicht vergessen ist. Online geht das nur, wenn wir die Bilder behalten. Aber wer möchte auf seinem Profil vorbeischauen und mit lächelnden Gesichtern aus lange vergangenen Zeiten konfrontiert werden? Und was ist, wenn ein neuer Mensch in unser Leben tritt? Wird unser Profil zu einer Parade gescheiterter Beziehungen, einem Archiv unserer Liebe, bis wir den einen Herzmenschen treffen, der für immer bleibt?
Natürlich könnten wir komplett darauf verzichten, gemeinsame Fotos zu posten, Privates aus der Öffentlichkeit fernhalten. Aber damit würden wir auch einen Teil unseres Lebens zurückhalten. Freunde und Familie – es müssen ja nicht immer öffentliche Profile sein – nicht teilhaben lassen. Social Media überbrückt Entfernungen und Zeit, schenkt Menschen, die uns nahe stehen, aber nicht immer in der Nähe sind, die Möglichkeit, sich eingeschlossen zu fühlen in unser Leben, unseren Alltag. Wer seine Beziehung offline führt, verzichtet auf diese Nähe, erspart sich aber auch die Fragen, wenn der Status sich ändert.
Wie bei fast allen Entscheidungen in puncto Beziehung gibt es auch in diesem Fall kein richtig oder falsch, sondern einfach nur das eigene Bachgefühl. Persönlich poste ich keine Beziehungsfotos online und das obwohl ich nicht glaube, dass ich sie jemals löschen müsste.