Hochzeit, Vintage, Hochzeitstag

Die Sache mit dem Hochzeitstag

Hochzeit, Vintage, Hochzeitstag

Stellt Euch vor, Ihr und Euer Herzmensch seid seit 20 Jahre zusammen, aber nicht verheiratet. Egal aus welchem Grund. Und nun entscheidet Ihr Euch, den Schritt zu wagen und zu heiraten. Weil Ihr eingesehen habt, dass die Ehe toll ist, weil Ihr Euer Jubiläum feiern wollt, weil Ihr endlich dürft (hoffentlich ganz bald) oder weil Ihr jetzt das Geld für eine große Party zusammen habt. Ihr heiratet im Sommer oder an Silvester oder im Frühling. Was macht Ihr im nächsten Jahr? Feiert Ihr Euren 21sten Jahrestag, wie Ihr schon den 20sten gefeiert habt oder feiert Ihr Euren ersten Hochzeitstag? Was sagt Ihr, wenn Ihr gefragt werdet, wie lange Ihr schon zusammen seid? Die meisten Paare antworten: Wir sind seit fünf Jahren verheiratet oder eben seit zehn. Und alle frisch vermählten, mit denen ich bisher gesprochen habe, verkündeten unmittelbar nach der Hochzeit, dass sie nun nicht mehr ihren Jahrestag, sondern nur noch den Hochzeitstag feiern würden. Wenn Ihr nach 21 gemeinsamen Jahren von Eurer Hochzeit vor einem Jahr erzählt, entwirft das jedoch ein vollkommen falsches Bild von Eurer Beziehung. Nicht dass es wichtig wäre, anderen einen genauen Abriss Eurer Beziehung zu liefern, aber Ihr versteht sicher, worauf ich hinaus will. Klar, Feste soll man feiern, wie sie fallen. Warum also nicht, den ersten Hochzeitstag feiern und dann auch noch den 21sten Jahrestag? Sicher eine Lösung und keine schlechte. Aber verblasst der einjährige Jahrestag nicht hinter dem zweier Jahrzehnte und wirkt nahezu niedlich? Irgendwie schon.

Eine andere Lösung wäre, am Jahrestag zu heiraten. Schlicht und einfach. So feiert Ihr an dem einen Tag beides und wenn Euch jemand fragt, wie lange Ihr zusammen seid, ist die Antwort 21 Jahre. Das Ehejahr inklusive und nicht weniger wichtig als die 20 Jahre zuvor, nur eben auch nicht feiernswerter als die übrige Zeit. Für mich gäbe es keine Alternative, auch wenn der Jahrestag im Winter läge oder zu früh im Frühling, sodass Sonnenwetter nicht garantiert ist. Wann ist es das in unseren Breiten schon? Ich war auf verregneten Sommerhochzeiten und auf einer Hochzeit im Herbst mit herrlichem Sonnenschein, der die Braut im langärmeligen Kleid schwitzen ließ. Warum also nicht die Hoffnung auf super Wetter aufgeben und stattdessen den perfekten Tag planen? Wer im Winter Geburtstag hat, weiß, dass er niemals eine Grillparty planen sollte, Sommerkinder hingegen hoffen und bangen jedes Jahr mit dem Wetter. Ich gehöre zu den Schlechtwetter-Geburtstagskindern und deshalb würde ich für eine Hochzeit immer einen Tag, der mir wichtig ist, einem Sommertag vorziehen. Natürlich ist Regen nicht schön und soll bekanntlich der Ehe auch einiges an Tränen bescheren, aber das tun gerade Paare, die schon viele Jahre zusammen sind, mit einem Schulterzucken ab. Nach 20 Jahren mit Höhen und Tiefen, Lachen und Tränen, können die Aberglauben und Regen weglächeln, zumindest möchte ich das gerne glauben.

Zurück zum Hochzeitstag. Mir fallen gerade noch die Paare ein, die ein paar Jahre zusammen sind, standesamtlich heiraten und dann ein Jahr später kirchlich. Wie machen diese Paare das mit dem Jahrestag eigentlich? Feiern sie dreimal? Nur den kirchlichen Hochzeitstag? Oder den der ersten Hochzeit auf dem Standesamt? Und wie ist das mit dem Gefühl? Fühlen sie sich nach der ersten Heirat nicht schon verheiratet und die zweite ist nur noch eine Formsache? Ich weiß es nicht – verratet mir die Antwort, wenn Ihr sie kennt – werde aber sicher das nächste mit zeitlichem Abstand zweimal verheiratete Paar, das ich treffe, danach fragen. Und das bringt mich zurück zu unserem nach zwanzig Jahren Beziehung frisch getrauten Paar. Ändert die Ehe das Gefühl, auch noch nach zwei gemeinsam bestrittenen Jahrzehnten? Ich kann es mir kaum vorstellen und dann irgendwie doch.

Solltet Ihr nach Jahren wilder Ehe den Schritt vor den Traualtar gewagt haben, schreibt mir und lasst mich wissen, wann Ihre Eure Liebe feiert – und sich die Zeit dazu zu nehmen, ist immer gut und richtig – und wie Ihr Euch nach dem Jawort gefühlt habt. Neu, genau wie immer, ganz und gar großartig?