Über das Heiraten wird viel diskutiert. Beinahe mehr als über die Ehe. Klar, bevor geheiratet wird, müssen scheinbar unendlich viele Fragen geklärt werden. Wo wird der Bund fürs Leben geschlossen und wer soll dabei sein? Darf Tante Trudi fehlen, müssen Kusinen dritten Grades eingeladen werden? Was darf eigentlich ein Kleid kosten – sind 3000 Euro noch zu rechtfertigen? Wie teuer darf das Essen sein und wie teuer die Dekoration? Und überhaupt, sind wir schon bereit für den großen Schritt? Ist zwanzig zu jung zum Heiraten und fünfzig vielleicht schon viel zu alt?
Klar, all das ist wichtig, aber ein Punkt rückt mit den Fragen, der Organisation, dem Stress und dem Chaos immer weiter in den Hintergrund. Die Eheleute sollten sich wohlfühlen, an ihrem Tag, auf ihrer Hochzeit. Es geht nicht darum, Tante Trudi glücklich zu machen oder die eigene Mutter oder die Schwiegermutter, nicht darum, das Sandkastenversprechen an die Kindergartenfreundin einzulösen, dass sie Trauzeugin sein darf, nicht darum die Geschäftsbeziehungen vom Erbonkel, Vater oder Bruder zu festigen, indem wir die Location eines potentiellen Businesspartner buchen. Nein, es geht darum, den Menschen zu heiraten, an dessen Seite wir den Rest unseres Lebens verbringen wollen. Allein dieses Versprechen zählt. In einem Liebesroman las ich eine Hochzeitsszene, in der das Brautpaar in Jeans und Skeakers, seiner Alltagskleidung, in einem kleinen Waldstück heiratet, allein, ohne Gäste nur mit dem Offiziellen. Das ist in Deutschland so natürlich nicht möglich, aber mein erster Gedanke war: Super, genau so geht es auch. Nur die beiden und ihre Liebe füreinander, ganz ohne Tamtam und Tohuwabohu.
Eine Hochzeit ist Geschmackssache, wie vieles andere auch und ich behaupte nicht, dass große Hochzeitsfeiern und teure Ausstattungen schlecht sind, aber ein Garant für eine gute Ehe sind sie eben auch nicht. Einige werden jetzt argumentieren, dass keine Hochzeit etwas über die Art der Ehe aussagt, aber dass die Hochzeit eben der schönste Tag im Leben ist. Dem kann ich nicht zustimmen. Ob Ihr in großem Rahmen heiratet oder im kleinen, ich hoffe nicht, dass es der schönste Tag in Eurem Leben wird. Warum? Weil dann jeder Tag Eurer Ehe schlechter wäre als der erste und dieser Gedanke stimmt mich traurig. Der Hochzeitstag ist sicher ein wichtiger, vielleicht auch der wichtigste in einer Beziehung, aber hoffentlich nicht der einzig schöne.
Wenn Ihr gerade daran denkt zu heiraten, Euch eventuell sogar eine der obigen Fragen nach dem Budget stellt, wäre mein Vorschlag, darüber nachzudenken, was wirklich wichtig ist. Ein Kleid für ein kleines Vermögen zu tragen, um auf einem Foto gut auszusehen? Hummersuppe für 150 Gäste zu servieren, die als Dankeschön über eben dieses Essen nörgeln, weil sie lieber Tomatencremesuppe gegessen hätten oder weil das Essen bei der Hochzeit von Tate Trudis Tochter ohnehin viel besser war und deren Kleid übrigens auch viel schöner. Oder könntet Ihr einen Teil des Geldes sparen und beispielsweise in eine großartige Hochzeitsreise investieren, die nur Euch als Paar gehört? Vielleicht plant Ihr auch schon ewig, ein Haus zu kaufen und das Geld, das Ihr in ein wunderschönes, aber eben auch austauschbares Kleid oder das Füttern viel zu vieler Gäste investiert, könnte genauso gut der erste Schritt auf dem Weg zur Verwirklichung dieses Traumes sein. Versteht mich nicht falsch, ich will niemandem erklären, was der richtige Weg ist, eine Ehe einzugehen. Was ich eigentlich sagen will, ist, dass tun manchmal besser ist als planen, grübeln und vor allen Dingen die Meinung anderer zu berücksichtigen. Manchmal ist es besser den Sprung nach vorne zu wagen und zu tun, was sich gut und richtig anfühlt.
Einfach heiraten.