Ich verspreche, Dir die Treue zu halten, in guten und schlechten Zeiten, in Gesundheit und Krankheit, in Reichtum und Armut, Dich zu lieben und zu ehren, bis ans Ende meiner Tage.
So oder so ähnlich lauten Ehegelöbnisse, die täglich mehrfach gesprochen werden, überall auf der Welt und sie erscheinen logisch. Wer sich liebt hält zusammen, was immer auch kommt. Richtig? Immerhin sind wir eine kleine Gang, als Paar sogar die kleinstmögliche. Was aber passiert, wenn die schlechten Zeiten wirklich eintreten? Das müssen nicht gleich schwere Krankheiten sein oder Armut. Auch wenn der Verlust des Jobs nicht gleich zu Obdachlosigkeit führt, ist er ein herber Schlag für den Betroffenen. Und eine Krankheit muss nicht gleich lebensbedrohlich sein, um die gewohnte Routine, das gemeinsame Leben aus den Angeln zu heben. In diesen Situationen zeigt sich, wie viel die in guten Zeiten gesprochenen Worte wert sind. Wenn das Geld knapp wird und der übliche Jahresurlaub einfach nicht mehr drin ist oder wenn eine Krankheit plötzlich die Bremse in unserem Leben tritt, eine Hälfte der Gang aus der Bahn wirft und die andere mit unerfüllten Plänen und neuen Aufgaben konfrontiert. Und was ist, wenn beide auf einmal nicht mehr richtig funktionieren, wenn die Zeiten richtig schlecht werden, die Arbeitszeit gekürzt, das Kind krank und der zweite Job gestrichen wird? Wenn aus Happy-go-lucky, Trübsal, Sorge und harte Arbeit wird? Wenn der Alltag düster auf der Stimmung liegt, das Lachen nur noch müde klingt und der einzelne mit sich selbst genug zu tun hat? Dann heißt es, zusammenstehen oder aufgeben. Kämpfen oder fliehen. Rette sich, wer kann, oder wir kämpfen bis zum Untergang.
Natürlich kann sich an dem Tag, von dem viele behaupten, dass er der schönste ihres Lebens war, an dem das Strahlen nicht aus dem Gesicht zu wischen war, nicht mit vergessenen Ringen, Regen und Sturm und auch nicht mit dem schlechtesten Dj der Welt, niemand vorstellen, dass er irgendwann einmal aufgeben will. Und dennoch ist es möglich, dass der Himmel über uns zerreißt, wir nicht mehr ein noch aus wissen und schon gar nicht, wie es voran gehen soll. Dann erscheint es manchmal leichter, allein zu kämpfen, die Hälfte des Ballastes abzuwerfen, damit wir weniger zu tragen haben. Aber da ist auch die andere Möglichkeit: Einer für alle und alle für einen. Der Wahlspruch der Musketiere funktioniert auch in einer ganz kleinen Gang. Sich gegenseitig den Rücken zu stärken, Seite an Seite zu kämpfen, sich gegenseitig zu tragen, zu ziehen (nicht zu zerren), aufzumuntern, beizustehen, bis aus schlechten Tagen gute werden oder zumindest weniger schlechte. Zusammenzustehen ist die wohl größte Qualität der Paare, die gemeinsam durch dick und dünn gehen und alt und grau noch immer eine Gang sind, egal, ob sie Kinder, Enkel oder Urenkel zu Hauf haben. Für die Ewigkeit zusammen zu sein, bedeutet: Wir beide für immer. Rücken an Rücken gegen den Rest der Welt. Augen zu, Hände gefasst und hindurch durch das Chaos, bis das Licht am Ende des Tunnels erscheint.
Wer das nicht möchte, wer nur auf der Sonnenseite des Lebens unterwegs sein will, einen Partner haben, der immer funktioniert, sollte sich gut überlegen, ob er die Worte nachsprechen möchte, wenn er sie hört, oder ob es nicht leichter wäre, sich rechtzeitig umzudrehen und in Richtung Schlaraffenland zu marschieren – wo immer das auch liegt – ohne einem anderen Menschen vorzugaukeln, jemand zu sein, der mitkämpft, egal, was das Leben den beiden vor die Füße wirft.
Ich bin froh, Teil meiner Gang zu sein, auch wenn sie klein ist und der Weg manchmal alles andere als bequem. Und darum geht es doch, oder? Um das Für immer, um die Ewigkeit und das Bis ans Ende aller Tage.