Gleich vorweg: Ich habe noch nie eine Paartherapie gemacht. Ihr dürft mir also gerne einen Kommentar schicken, dass alle meine Annahmen falsch sind, wenn Ihr andere Erfahrungen gemacht habt.
Das Konzept von Paartherapien hat sich mir noch nie erschlossen. Wenn ein Paar sich Hilfe sucht, um den Kindern zuliebe die Trennung möglichst schmerz- und vor allen Dingen streitlos abzuwickeln, verstehe ich das. Wenn Menschen eine Therapie machen, um ihren eigenen Problemen auf den Grund zu gehen, verstehe ich das auch und halte es außerdem für sinnvoll und bereichernd. Aber eine Therapie zu machen, um mit einem anderen Menschen leben zu können, obwohl das Zusammenleben oder auch die gesamte Beziehung nicht funktioniert, erschließt sich mir einfach nicht. Mit mir selbst muss ich leben, deshalb ist ein Therapeut mehr als sinnvoll. Aber mit einem anderen Menschen nicht. Selbstverständlich sind Trennungen schwierig, erscheinen gelegentlich, besonders nach Jahrzehnten zusammen unmöglich, aber das ist kein Grund auszuharren, das Leben an der Seite eines Partners, der nicht länger der richtige ist, auszuhalten. Dafür ist es zu kurz und auch zu wertvoll, weil wir wahrscheinlich nur diese eine Chance bekommen. Warum also soll ich eine Therapie machen und mich in ein Leben einpassen, das nicht länger zu mir passt?
Wenn mein Partner fremdgeht, kann ich ihm verzeihen oder nicht. Brauche ich Hilfe dabei, geht das Verzeihen gegen meine Instinkte, mein Bauchgefühl, mein Wohlgefühl. Das kann auf Dauer nicht gut tun und der Gedanke, mich wegen des Fehlers eines anderen therapieren zu lassen, widerstrebt mir auch ein wenig. Ja, ja, Ihr könnt sagen, oft tragen beide Schuld, wenn einer einen Fehler macht. Das mag sein, aber dafür wurde Kommunikation erfunden und jeder verantwortungsbewusste Erwachsene ist in der Lage, nachzudenken, bevor er handelt, und in diesem Beispiel hatte mein Partner die Wahl, zu sprechen, sich zu beschweren, sogar sich zu trennen, eine Auszeit zu verlangen, bevor er sich entschieden hat – fremdzugehen ist eine Entscheidung, kein Unfall oder Zufall – einen Fehler zu begehen. Auch wenn er diese Entscheidung im Nachhinein bereut. Für mich bedeutet das, ich soll eine Therapie machen und meinem Partner helfen, mit seinem schlechten Gewissen zu leben, während ich über eine Verletzung hinwegkommen muss. Ein anderes Beispiel: Was ist, wenn zwei sich nur noch streiten, über einfach alles? Hilft da ein Psychologe? Er könnte dem einzelnen helfen, nicht so schnell aus der Haut zu fahren oder über Macken und Fehler des Partners hinwegzusehen, aber das Paar ist wahrscheinlich ohnehin verloren. Das Streiten nur ein Symptom für die Unzufriedenheit beider in der Beziehung. Warum also durchhalten, sich durchbeißen, das Glück beider für einen Kompromiss riskieren?
Ihr kennt mich und wisst, im Herzen glaube ich an glücklich bis ans Ende aller Tage und die ganz große Liebe. Und aufgeben steht nicht auf dem Plan, wenn man den einen, den richtigen Herzmenschen gefunden hat, mit dem sich einfach alles gut und richtig anfühlt. Vielleicht fällt es mir genau deshalb so schwer, zu akzeptieren, dass Seelenverwandte einen Therapeuten brauchen, um glücklich bis in alle Ewigkeit zu leben.